Ist das Denken ein Produkt der Materie? Handeln und Erleben. Einige Gedanken zu meinen seit Herbst 1969 entstandenen Arbeiten.
Meine Arbeiten sind Auseinandersetzungen mit meiner natürlichen Umwelt, die unser aller Umwelt ist. Ich fragte mich: Wie erfahre ich etwas über meine Umwelt? Und das „Wie“ wurde mir zum Problem. Ich fing an, Strukturen des Denkens in der Materie zu suchen.
Frage: Befinden sich die Natur und der Mensch in einem geschlossenen System, dessen Gesetzmäßigkeiten an Beispielen erfahren werden müssen?
Behauptung: Will der Mensch etwas über die Natur erfahren, so operiert er mit ihr, an ihr, er handelt und erkennt. Denken ist ohne Operation, ohne Handeln, nicht möglich. Passives Erleben, Kontemplation erscheint mir nur möglich, nachdem der Denk- und Wahrnehmungsapparat durch Operation strukturiert wurde.
Der Zusammenhang von Operation und Aggression. Denken ist Eingreifen in Fremdes, Eigenständiges.
Frage: Wer setzt wo dem Denken, der Operation, der Erkenntnissuche Grenzen? Was ist ein relevanter Gedanke und welcher wäre besser nie gedacht? Die Natur zwingt den Menschen in die Position des Angreifers. Denn will er etwas über sie erfahren, muß er operieren, verändern, letztlich zerstören. Das operative Experiment läßt sich als Ausgangsverfahren menschlicher Erkenntnissuche feststellen.
Natur zu benützen erscheint unumgänglich. Die Natur zwingt dem Menschen eine Form der Erkenntnissuche auf, die dieser dann auf sich selbst, das Menschliche und auf das von ihm Produzierte, das Künstliche, überträgt.
Einflüsse der Materie auf den Geist, das Denken wird geprägt. Den sinnlichen Reaktionen dieses so entstandenen Denkens scheint die Materie wiederum endlich ausgeliefert zu sein.
Frage: Wer operiert wie, mit welcher Sensibilität, mit welcher Achtung vor selbständigen Einheiten? – Macht und Erkenntnis.
Meine Arbeiten sind Eingriffe in die Naturumgebung, um etwas über die Natur zu erfahren. In meinen Arbeiten wird an Natürlichem wie Bäumen, Blumen, Gräsern, Pilzen, Steinen herumgeschnitten, herumgerissen, abgebrochen, abgekratzt, abgerissen, weggenommen, weggehoben, entfernt, abgestreift; es wird zerrieben, zerquetscht etc. Mein eigener Körper meist Instrument – oft kleine Maßverhältnisse, Minimalhandlungen.
Bekannte Eigenschaften und Ordnungen der Materie werden demonstriert. Demonstrative Veränderungen.
In Serien, Bilderfolgen werden die verschiedenen Eingriffe ausgewertet. Genügend Material wird zusammengestellt, damit sich beim Betrachter ein Verständnis entwickeln kann. – Auf das Ganze der Natur gesehen oft kaum wahrnehmbare Akte der Zerstörung in der Natur erscheinen brutal und verwerflich. –
Hinweise auf Zusammenhänge von Handeln und Erleben, Materie und Denken – Veränderung, Ablauf, Zeit – alles soll sichtbar und einsehbar sein, meine Erkenntnisse sollen verfügbar sein, möglichst reproduzierbar in Zeitschriften, Film und Fernsehen.
Ich will verstehbare Dinge machen, die auch anderen helfen, sich selbst und ihre Umwelt zu verstehen. Transparenz, Nachprüfbarkeit, Brauchbarkeit sind für mich Kriterien, bewußtes Erleben und verantwortungsvolles Handeln mein Ziel.
Meine Aktionen sind nicht vollkommen neu. Ähnliche Vorerlebnisse sind bei vielen vorhanden. Natur wird oft ähnlich erlebt.
Handlungen, wie die von mir demonstrierten, haben die meisten als Kinder erprobt. Die dokumentierten Zustände sind nicht einmalig. Nur empfinde ich diese Eindrücke meist bedeutender als andere, vielschichtiger. Ich isoliere sie, mache sie wahrnehmbarer und stelle sie sodann den anderen wieder zur Verfügung.
Entdecker und Poet sein, neue Geschichten erzählen, Gedanken über das Spurenhinterlassen, das Zeichenaufprägen, die Zerstörung von Ursprünglichem, die Zeitlichkeit des Hergestellten wahrnehmbar machen.
Erkenntnis ist Produkt von Gewalt, von Machtausübung. Achten wir darauf, wer Macht ausübt.
Ich hoffe, daß die „Schönheit“ meiner Arbeiten die angesprochenen Probleme nicht verschleiert. Mir geht es nicht um die Verschönerung oder gar Verschleierung unserer Existenz, sondern um Kenntnisse und Fähigkeiten zu ihrer Befragung, zur Analyse ihrer Bedingungen.
(Aus einem Vortrag, gehalten im Kunstverein Wolfsburg, Februar 1974)
Ist das Denken ein Produkt der Materie? Handeln und Erleben. Einige Gedanken zu meinen seit Herbst 1969 entstandenen Arbeiten.
Meine Arbeiten sind Auseinandersetzungen mit meiner natürlichen Umwelt, die unser aller Umwelt ist. Ich fragte mich: Wie erfahre ich etwas über meine Umwelt? Und das „Wie“ wurde mir zum Problem. Ich fing an, Strukturen des Denkens in der Materie zu suchen.
Frage: Befinden sich die Natur und der Mensch in einem geschlossenen System, dessen Gesetzmäßigkeiten an Beispielen erfahren werden müssen?
Behauptung: Will der Mensch etwas über die Natur erfahren, so operiert er mit ihr, an ihr, er handelt und erkennt. Denken ist ohne Operation, ohne Handeln, nicht möglich. Passives Erleben, Kontemplation erscheint mir nur möglich, nachdem der Denk- und Wahrnehmungsapparat durch Operation strukturiert wurde.
Der Zusammenhang von Operation und Aggression. Denken ist Eingreifen in Fremdes, Eigenständiges.
Frage: Wer setzt wo dem Denken, der Operation, der Erkenntnissuche Grenzen? Was ist ein relevanter Gedanke und welcher wäre besser nie gedacht? Die Natur zwingt den Menschen in die Position des Angreifers. Denn will er etwas über sie erfahren, muß er operieren, verändern, letztlich zerstören. Das operative Experiment läßt sich als Ausgangsverfahren menschlicher Erkenntnissuche feststellen.
Natur zu benützen erscheint unumgänglich. Die Natur zwingt dem Menschen eine Form der Erkenntnissuche auf, die dieser dann auf sich selbst, das Menschliche und auf das von ihm Produzierte, das Künstliche, überträgt.
Einflüsse der Materie auf den Geist, das Denken wird geprägt. Den sinnlichen Reaktionen dieses so entstandenen Denkens scheint die Materie wiederum endlich ausgeliefert zu sein.
Frage: Wer operiert wie, mit welcher Sensibilität, mit welcher Achtung vor selbständigen Einheiten? – Macht und Erkenntnis.
Meine Arbeiten sind Eingriffe in die Naturumgebung, um etwas über die Natur zu erfahren. In meinen Arbeiten wird an Natürlichem wie Bäumen, Blumen, Gräsern, Pilzen, Steinen herumgeschnitten, herumgerissen, abgebrochen, abgekratzt, abgerissen, weggenommen, weggehoben, entfernt, abgestreift; es wird zerrieben, zerquetscht etc. Mein eigener Körper meist Instrument – oft kleine Maßverhältnisse, Minimalhandlungen.
Bekannte Eigenschaften und Ordnungen der Materie werden demonstriert. Demonstrative Veränderungen.
In Serien, Bilderfolgen werden die verschiedenen Eingriffe ausgewertet. Genügend Material wird zusammengestellt, damit sich beim Betrachter ein Verständnis entwickeln kann. – Auf das Ganze der Natur gesehen oft kaum wahrnehmbare Akte der Zerstörung in der Natur erscheinen brutal und verwerflich. –
Hinweise auf Zusammenhänge von Handeln und Erleben, Materie und Denken – Veränderung, Ablauf, Zeit – alles soll sichtbar und einsehbar sein, meine Erkenntnisse sollen verfügbar sein, möglichst reproduzierbar in Zeitschriften, Film und Fernsehen.
Ich will verstehbare Dinge machen, die auch anderen helfen, sich selbst und ihre Umwelt zu verstehen. Transparenz, Nachprüfbarkeit, Brauchbarkeit sind für mich Kriterien, bewußtes Erleben und verantwortungsvolles Handeln mein Ziel.
Meine Aktionen sind nicht vollkommen neu. Ähnliche Vorerlebnisse sind bei vielen vorhanden. Natur wird oft ähnlich erlebt.
Handlungen, wie die von mir demonstrierten, haben die meisten als Kinder erprobt. Die dokumentierten Zustände sind nicht einmalig. Nur empfinde ich diese Eindrücke meist bedeutender als andere, vielschichtiger. Ich isoliere sie, mache sie wahrnehmbarer und stelle sie sodann den anderen wieder zur Verfügung.
Entdecker und Poet sein, neue Geschichten erzählen, Gedanken über das Spurenhinterlassen, das Zeichenaufprägen, die Zerstörung von Ursprünglichem, die Zeitlichkeit des Hergestellten wahrnehmbar machen.
Erkenntnis ist Produkt von Gewalt, von Machtausübung. Achten wir darauf, wer Macht ausübt.
Ich hoffe, daß die „Schönheit“ meiner Arbeiten die angesprochenen Probleme nicht verschleiert. Mir geht es nicht um die Verschönerung oder gar Verschleierung unserer Existenz, sondern um Kenntnisse und Fähigkeiten zu ihrer Befragung, zur Analyse ihrer Bedingungen.
(Aus einem Vortrag, gehalten im Kunstverein Wolfsburg, Februar 1974)