Christian Metzmacher: Driesch /​ Bilder in Sequenzen 2023

Driesch /​Driésch/​
Substantiv, masku­lin [der] LANDSCHAFTLICH
Brache, unbebau­tes Land

Die Fotosequenz ist auf einem ehema­li­gen Bauernhof, dem Drieschhof, in der Zülpicher Börde entstan­den. Die Zülpicher Börde ist eine weite flache Ebene, mit einem sehr sonni­gen Mikroklima im Regenschatten der Eifel. Der Hof liegt in der Kurve einer Landstraße, die durch das 100-Seelen-Dorf führt. Versteckt hinter knorri­gen Mooreichen und wild wuchern­den Strauchgewächsen mit einem vorge­la­ger­ten Teich, der nur im Winterhalbjahr Wasser führt und im Frühjahr den Naturschutzbund zur Rettung der Knoblauchkröte anzieht. Die Wolkenkapriolen an der Wasserscheide sind beein­dru­ckend. Man kann sich in ihr aber auch verlo­ren, auf sich selbst zurück­ge­wor­fen fühlen, insbe­son­dere im nebli­gen Winter. Ich habe auf diesem Hof vier Jahre gewohnt! Die Arbeit ist der Abschluss dieser Zeit. Der Hof ist in vieler­lei Hinsicht der Gegenentwurf zu den penibel gepfleg­ten Vorgärten und Einfamilienhäusern der umlie­gen­den Suburbia. Aber auch zu der Idealvorstellung, die in den Köpfen entsteht, wenn man von einem Leben auf einem ehema­li­gen Bauernhof spricht. Der Hof bietet 14 Parteien eine Unterkunft. Eine durch das Leben zusam­men­ge­wür­felte Gruppe von Individualisten, die hier einen günsti­gen Wohnraum gefun­den haben. Die Umgebung und die Bewohner entspre­chen in gewis­ser Weise einem Ort, in dem ich prägende, sehr freie Jahre meiner Kindheit verbracht habe. Dem ich aber auch entwach­sen bin! Das Bewusstsein darüber entstand während dieser Zeit. Ich hatte es verges­sen – oder verdrängt? Der Ort war eine Zwischenlösung, um in der Region bleiben zu können, Enklave während der zweijäh­ri­gen Pandemie, der Flutkatastrophe an Erft, Swist und Ahr, und meiner Trennung! Ein Freiraum, in Transition, brach­lie­gend, vor grandio­ser Naturkulisse, mystisch zuwei­len, durch­aus fordernd im Alltag.