Tobias Laxa: Der Raum /​ Klasse Im Raum 2020

Die Frage „Was ist ein Raum?“ ist wahrschein­lich so alt wie die Wissenschaft selber. Zumindest bei den alten Griechen ist der Raum ein Thema sowohl bei den Mathematikern als auch bei den Philosophen.

Wir schrei­ben das 21. Jahrhundert. Mehr als 3,2 Milliarden Menschen nutzen Smartphones. Seit der Einführung des ersten iPhone im Jahr 2013 ist sein Siegeszug nicht mehr aufzu­hal­ten. Die Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten steigen von Modell zu Modell, von App zu App und schei­nen schier unbegrenzt: egal ob persön­li­cher Assistent, Kommunikations- und Informationszentrale, Spielkonsole, mobiles Bezahlen und nicht zuletzt eine Kamera – das Smartphone ist immer dabei.

Soziologen beobach­ten inzwi­schen, dass Menschen sich regel­recht gehan­di­capt und unwohl fühlen, wenn das Smartphone einmal außer Reichweite ist: Nomophobie (No-Mobile-Phone-Phobie).

Die Verbreitung der digita­len Fotografie hat die visuelle Kommunikation demokra­ti­siert“, lautet eine These von Maria Schreiber von der Universität Wien in ihrer Dissertation über private Smartphone-Fotos. Wie konnte dies gesche­hen? Ganz einfach: Die zuneh­mende Leistungssteigerung der Smartphone-Kamera verän­dert den Umgang mit den Smartphones zusehends, denn erst sie – in Kombination mit dem schnel­len mobilen Datennetz – befähi­gen zur visuel­len mobilen Kommunikation.

Die Kamera im Smartphone ermög­licht letzt­lich die vernetzte Fotografie, also der Konvergenz aus digita­ler Fotografie, mobiler Kommunikation und Social Media, in der das Teilen von Fotos heute selbst­ver­ständ­li­cher und zuneh­mend sicht­ba­rer Teil der alltäg­li­chen Kommunikation gewor­den ist.

Doch welche Auswirkung haben Smartphone-Fotos auf den Raum? Wie nehmen wir den Raum wahr? Verändert sich unsere Wahrnehmung?

Schon immer ist dem Fotografieren eine beson­dere Bedeutung inne: das quasi Einfrieren von Zeit, dem Moment, dem Augenblick sowie dem Raum – dem quasi Gezeigtem (oder Nicht-Gezeigtem). Das Spannungsfeld aus Präsenz und Abwesenheit.

Im Rahmen von Photo-Sharing (Photo-Sharing von räumlich getrenn­ten Personen) eignen sich Bilder beson­ders zum Überbrücken von Raum und Zeit. Eine quasi Jetzt-Zeit entsteht.

Während die analoge Fotografie eine präsen­ta­tive Darstellung nach sich zieht, erlebt die digitale Fotografie durch ihre Vernetzung nahezu eine flüch­tige Form der visuel­len Echtzeitkommunikation.