LED-Screen am Johannes-Rau-Haus
täglich 5 bis 22 Uhr Kavalleriestraße 12 40213 Düsseldorf
Seit Juli 2024 bespielt Neue Fotografie für zwölf Monate die LED-Wand am Johannes-Rau-Haus in Düsseldorf mit wechselnden künstlerischen Beiträgen. Thyra Schmidt und Hannes Norberg starten mit eigens für den Screen konzipierten Arbeiten und laden daraufhin weitere Künstlerinnen und Künstler ein, ebenfalls konzeptuell mit dieser Bildfläche im öffentlichen Raum umzugehen.
Josef Schulz Sign Out 25. März 2025 bis 19. Mai 2025
Sign Out lautet der Titel und beschreibt die Serie treffend, denn Josef Schulz widmet sein Interesse diesmal der variantenreichen Fülle von Werbeschildern – wie sie an besagten Orten vorkommen – fotografiert auf Reisen durch die USA. Diese markanten Leuchtkörper bilden in Natura eine zweite Ebene oberhalb der angesiedelten Architektur und verweisen auf deren jeweilige Spezifikation. Sie sind Träger von Textbotschaften und dienen einzig dem Hinweis und der Verführung.
Genau hier greift Josef Schulz ein, befreit die Schilder mittels digitaler Manipulation von ihrer „Bezeichnung«, somit von der Funktion; er kappt die Kommunikation, sign out. Das ursprüngliche Gebilde aus „form and function“ ist nun reduziert auf die reine Form, wandelt sich somit zum skulpturalen künstlerischen Objekt. Diesen Eindruck bestärkt der Künstler durch die minutiöse Bearbeitung am Computer mit dem Fokus auf die Hervorhebung von Form, Farben und Glanz bzw. Mattigkeit. Es entstehen autonome räumliche Körper, an denen keinerlei Kratzer, Defekte oder andere Spuren sichtbar sind, scheinbar zeitlos, künstlich. Neben ihren starken ästhetischen Reizen haben diese neuen Fotografien auch einen absurden Moment. In ihrer Funktionslosigkeit wirken sie fast comicartig; als leere Sprech- oder Denkblasen hinterfragen sie ihre Umgebung, erzählen von der Austauschbarkeit von Wünschen und reflektieren die Mechanismen des eigenen Begehrens.
Dagmar Keller Auge_Blick 27. Januar bis 23. März 2025
Auge_Blick ist Teil der bereits 2021 begonnenen Werkgruppe Characters von Dagmar Keller, die das Medium Fotografie mit den Mitteln der 3D-Animation reflektiert. Die Arbeit setzt sich mit dem Phänomen des Sehens im Spannungsfeld von Realität und Simulation, Intimität und Entfremdung auseinander.
Wir sehen ein menschliches Auge in Nahaufnahme. Die Pupille, die Wimpern, die immer wieder blinzelnden Lider. Lichtpunkte und Schatten. Dieses Auge ist ebenso perfekt wie unheimlich. Unheimlich, weil beim genauen Betrachten subtile Abweichungen zu einem realen Auge auffallen. Das Auge scheint wie aus einer „Blackbox“ heraus etwas zu beobachten, was sich jenseits dieses dunklen Raumes befindet. Unsere Blicke kreuzen sich nicht. Und auch dies löst Unbehagen aus. Wir sind nicht als Teilnehmer*innen eines Blickdialogs angesprochen, sondern werden auf uns selbst zurückgeworfen.
Katja Stuke Trees in Ukraine 2. Dezember 2024 bis 26. Januar 2025
Jeden Tag schlechte Nachrichten aus/über die Ukraine. Immer noch. Jeden Tag ein neuer Name eines Dorfes, einer Stadt oder eines Ortes in der Ukraine. Jeden Tag ein Screenshot-Foto von einem Baum in dieser Stadt. Ein Baum, an dem man sich einen Moment lang festhalten kann. Ein Baum als Erinnerung. Ein Baum als Zeuge. Ein Baum als Metapher für die Zeit.
Seit dem allerersten Tag des Ukraine-Krieges macht Katja Stuke fast täglich ein Foto von einem Baum an einem Ort, der direkt vom Krieg betroffen ist. Jeden einzelnen Baum versteht sie dabei als Zeugen des Geschehens. Sie selbst war nie persönlich vor Ort. Für ihre Fotografien nutzt sie Online-Angebote wie z.B. Google Street View. Dabei versucht sie zum einen, besondere individuelle Bäume zu finden, und zum anderen, Fotografien herzustellen, die – auch wenn sie am Rechner quasi aus der Ferne entstanden sind – den Regeln der Landschafts- oder Dokumentarfotografie folgen.
Katja Stuke, Trees in Ukraine, seit Februar 2022, Auswahl von 14 Fotografien
Hannes Norberg 69 Ansichten eines Alphabets 25. September bis 1. Dezember 2024
Die Arbeit zeigt eine Abfolge von 69 Nahaufnahmen einer einzelnen A4-Fotokopie eines typografischen Musterblattes. Die schon aus großer Entfernung wahrnehmbaren markanten schwarzen Lettern des abgebildeten Alphabetes nehmen die plakative Sprache eines Werbedisplays auf, verweigern sich jedoch jeglicher eindeutigen Lesbarkeit oder begrifflichen Botschaft. Thematisiert werden dagegen das unmittelbare und gegenwärtige Erleben scheinbar nebensächlicher Details eines einfachen Blattes Papier mit seiner schwarz bedruckten und gefalteten Oberfläche unter natürlichem Licht. Auch wenn sich der stoische Rhythmus der Bildfolge der Taktung des vorbeifließenden Verkehrs anzupassen scheint, schafft die kontemplative Wirkung der Bilder einen scharfen Kontrast zur Flüchtigkeit des Ortes.
Thyra Schmidt Lärm und Staub 25. Juli bis 24. September 2024
Lärm und Staub gibt im Sekundentakt eine Text-Bild-Abfolge wieder: Stop-Motion-Aufnahmen einer Fahrt eines VW-Käfers werden unterbrochen von in Silben gesplitteten Worten. Die Bilder sind Videoclips entnommen, welche bereits 2013 während eines Arbeitsaufenthalts in Brasília aufgenommen wurden und die nun die mahnende Botschaft der Wortfragmente in poetischer Manier nostalgisch unterlegen. „ZEITLOS“, „GETÖNTESCHEIBEN“, „KEINBLICKKONTAKT“ lauten Auszüge des Künstlerinnentexts und erweisen sich nicht nur als Umweltkritik, sondern auch als Kommentar zur Platzierung des LED-Screens an der Hausfassade auf Sichthöhe der stark vom Autoverkehr genutzten Rheinkniebrücke.
LED-Screen am Johannes-Rau-Haus
täglich 5 bis 22 Uhr
Kavalleriestraße 12
40213 Düsseldorf
Seit Juli 2024 bespielt Neue Fotografie für zwölf Monate die LED-Wand am Johannes-Rau-Haus in Düsseldorf mit wechselnden künstlerischen Beiträgen. Thyra Schmidt und Hannes Norberg starten mit eigens für den Screen konzipierten Arbeiten und laden daraufhin weitere Künstlerinnen und Künstler ein, ebenfalls konzeptuell mit dieser Bildfläche im öffentlichen Raum umzugehen.
Josef Schulz
Sign Out
25. März 2025 bis 19. Mai 2025
Sign Out lautet der Titel und beschreibt die Serie treffend, denn Josef Schulz widmet sein Interesse diesmal der variantenreichen Fülle von Werbeschildern – wie sie an besagten Orten vorkommen – fotografiert auf Reisen durch die USA. Diese markanten Leuchtkörper bilden in Natura eine zweite Ebene oberhalb der angesiedelten Architektur und verweisen auf deren jeweilige Spezifikation. Sie sind Träger von Textbotschaften und dienen einzig dem Hinweis und der Verführung.
Genau hier greift Josef Schulz ein, befreit die Schilder mittels digitaler Manipulation von ihrer „Bezeichnung«, somit von der Funktion; er kappt die Kommunikation, sign out. Das ursprüngliche Gebilde aus „form and function“ ist nun reduziert auf die reine Form, wandelt sich somit zum skulpturalen künstlerischen Objekt. Diesen Eindruck bestärkt der Künstler durch die minutiöse Bearbeitung am Computer mit dem Fokus auf die Hervorhebung von Form, Farben und Glanz bzw. Mattigkeit. Es entstehen autonome räumliche Körper, an denen keinerlei Kratzer, Defekte oder andere Spuren sichtbar sind, scheinbar zeitlos, künstlich. Neben ihren starken ästhetischen Reizen haben diese neuen Fotografien auch einen absurden Moment. In ihrer Funktionslosigkeit wirken sie fast comicartig; als leere Sprech- oder Denkblasen hinterfragen sie ihre Umgebung, erzählen von der Austauschbarkeit von Wünschen und reflektieren die Mechanismen des eigenen Begehrens.
Text: Julia Beisler
ROT WEISS, 2009 © Josef Schulz / VG Bild-Kunst, Bonn
BLAU ROT, 2009 © Josef Schulz / VG Bild-Kunst, Bonn
Dagmar Keller
Auge_Blick
27. Januar bis 23. März 2025
Auge_Blick ist Teil der bereits 2021 begonnenen Werkgruppe Characters von Dagmar Keller, die das Medium Fotografie mit den Mitteln der 3D-Animation reflektiert. Die Arbeit setzt sich mit dem Phänomen des Sehens im Spannungsfeld von Realität und Simulation, Intimität und Entfremdung auseinander.
Wir sehen ein menschliches Auge in Nahaufnahme. Die Pupille, die Wimpern, die immer wieder blinzelnden Lider. Lichtpunkte und Schatten. Dieses Auge ist ebenso perfekt wie unheimlich. Unheimlich, weil beim genauen Betrachten subtile Abweichungen zu einem realen Auge auffallen. Das Auge scheint wie aus einer „Blackbox“ heraus etwas zu beobachten, was sich jenseits dieses dunklen Raumes befindet. Unsere Blicke kreuzen sich nicht. Und auch dies löst Unbehagen aus. Wir sind nicht als Teilnehmer*innen eines Blickdialogs angesprochen, sondern werden auf uns selbst zurückgeworfen.
Auge_Blick, 3D-Animation, 4:3, 60 Sek., 2024, © Dagmar Keller / VG Bild-Kunst, Bonn
Katja Stuke
Trees in Ukraine
2. Dezember 2024 bis 26. Januar 2025
Jeden Tag schlechte Nachrichten aus/über die Ukraine. Immer noch. Jeden Tag ein neuer Name eines Dorfes, einer Stadt oder eines Ortes in der Ukraine. Jeden Tag ein Screenshot-Foto von einem Baum in dieser Stadt. Ein Baum, an dem man sich einen Moment lang festhalten kann. Ein Baum als Erinnerung. Ein Baum als Zeuge. Ein Baum als Metapher für die Zeit.
Seit dem allerersten Tag des Ukraine-Krieges macht Katja Stuke fast täglich ein Foto von einem Baum an einem Ort, der direkt vom Krieg betroffen ist. Jeden einzelnen Baum versteht sie dabei als Zeugen des Geschehens. Sie selbst war nie persönlich vor Ort. Für ihre Fotografien nutzt sie Online-Angebote wie z.B. Google Street View. Dabei versucht sie zum einen, besondere individuelle Bäume zu finden, und zum anderen, Fotografien herzustellen, die – auch wenn sie am Rechner quasi aus der Ferne entstanden sind – den Regeln der Landschafts- oder Dokumentarfotografie folgen.
Katja Stuke, Trees in Ukraine, seit Februar 2022, Auswahl von 14 Fotografien
Hannes Norberg
69 Ansichten eines Alphabets
25. September bis 1. Dezember 2024
Die Arbeit zeigt eine Abfolge von 69 Nahaufnahmen einer einzelnen A4-Fotokopie eines typografischen Musterblattes. Die schon aus großer Entfernung wahrnehmbaren markanten schwarzen Lettern des abgebildeten Alphabetes nehmen die plakative Sprache eines Werbedisplays auf, verweigern sich jedoch jeglicher eindeutigen Lesbarkeit oder begrifflichen Botschaft. Thematisiert werden dagegen das unmittelbare und gegenwärtige Erleben scheinbar nebensächlicher Details eines einfachen Blattes Papier mit seiner schwarz bedruckten und gefalteten Oberfläche unter natürlichem Licht. Auch wenn sich der stoische Rhythmus der Bildfolge der Taktung des vorbeifließenden Verkehrs anzupassen scheint, schafft die kontemplative Wirkung der Bilder einen scharfen Kontrast zur Flüchtigkeit des Ortes.
69 Ansichten eines Alphabets, 2024, Einzelbildsequenz, 69 sec, © Hannes Norberg / VG Bild-Kunst, Bonn
Thyra Schmidt
Lärm und Staub
25. Juli bis 24. September 2024
Lärm und Staub gibt im Sekundentakt eine Text-Bild-Abfolge wieder: Stop-Motion-Aufnahmen einer Fahrt eines VW-Käfers werden unterbrochen von in Silben gesplitteten Worten. Die Bilder sind Videoclips entnommen, welche bereits 2013 während eines Arbeitsaufenthalts in Brasília aufgenommen wurden und die nun die mahnende Botschaft der Wortfragmente in poetischer Manier nostalgisch unterlegen. „ZEIT LOS“, „GE TÖN TE SCHEI BEN“, „KEIN BLICK KON TAKT“ lauten Auszüge des Künstlerinnentexts und erweisen sich nicht nur als Umweltkritik, sondern auch als Kommentar zur Platzierung des LED-Screens an der Hausfassade auf Sichthöhe der stark vom Autoverkehr genutzten Rheinkniebrücke.
Lärm und Staub, 2024, Einzelbildsequenz, 42 sec, © Thyra Schmidt / VG Bild-Kunst, Bonn