PUBLIC SCREEN: AUGE_​BLICK von Dagmar Keller /​ Februar bis März 2025

LED-Screen am Johannes-Rau-Haus
täglich 5 bis 24 Uhr

Kavalleriestraße 12
40213 Düsseldorf

Seit Juli 2024 bespielt Neue Fotografie für zwölf Monate die LED-Wand am Johannes-Rau-Haus in Düsseldorf mit wechseln­den künst­le­ri­schen Beiträgen. Thyra Schmidt und Hannes Norberg starten mit eigens für den Screen konzi­pier­ten Arbeiten und laden darauf­hin weitere Künstlerinnen und Künstler ein, ebenfalls konzep­tu­ell mit dieser Bildfläche im öffent­li­chen Raum umzugehen.

 


 

Dagmar Keller
Auge_​Blick
27. Januar bis 23. März 2025

Auge_​Blick ist Teil der bereits 2021 begon­ne­nen Werkgruppe Characters von Dagmar Keller, die das Medium Fotografie mit den Mitteln der 3D-Animation reflek­tiert. Die Arbeit setzt sich mit dem Phänomen des Sehens im Spannungsfeld von Realität und Simulation, Intimität und Entfremdung auseinander.

Wir sehen ein mensch­li­ches Auge in Nahaufnahme. Die Pupille, die Wimpern, die immer wieder blinzeln­den Lider. Lichtpunkte und Schatten. Dieses Auge ist ebenso perfekt wie unheim­lich. Unheimlich, weil beim genauen Betrachten subtile Abweichungen zu einem realen Auge auffal­len. Das Auge scheint wie aus einer „Blackbox“ heraus etwas zu beobach­ten, was sich jenseits dieses dunklen Raumes befin­det. Unsere Blicke kreuzen sich nicht. Und auch dies löst Unbehagen aus. Wir sind nicht als Teilnehmer*innen eines Blickdialogs angespro­chen, sondern werden auf uns selbst zurückgeworfen.

 

 


Auge_​Blick, 3D-Animation, 4:3, 60 Sek., 2024, © Dagmar Keller /​ VG Bild-Kunst, Bonn

 


 

Katja Stuke
Trees in Ukraine
2. Dezember 2024 bis 26. Januar 2025

Jeden Tag schlechte Nachrichten aus/​über die Ukraine. Immer noch. Jeden Tag ein neuer Name eines Dorfes, einer Stadt oder eines Ortes in der Ukraine. Jeden Tag ein Screenshot-Foto von einem Baum in dieser Stadt. Ein Baum, an dem man sich einen Moment lang festhal­ten kann. Ein Baum als Erinnerung. Ein Baum als Zeuge. Ein Baum als Metapher für die Zeit.

Seit dem aller­ers­ten Tag des Ukraine-Krieges macht Katja Stuke fast täglich ein Foto von einem Baum an einem Ort, der direkt vom Krieg betrof­fen ist. Jeden einzel­nen Baum versteht sie dabei als Zeugen des Geschehens. Sie selbst war nie persön­lich vor Ort. Für ihre Fotografien nutzt sie Online-Angebote wie z.B. Google Street View. Dabei versucht sie zum einen, beson­dere indivi­du­elle Bäume zu finden, und zum anderen, Fotografien herzu­stel­len, die – auch wenn sie am Rechner quasi aus der Ferne entstan­den sind – den Regeln der Landschafts- oder Dokumentarfotografie folgen.

 

 

 

Katja Stuke, Trees in Ukraine, seit Februar 2022, Auswahl von 14 Fotografien

 


 

Hannes Norberg
69 Ansichten eines Alphabets
25. September bis 1. Dezember 2024

Die Arbeit zeigt eine Abfolge von 69 Nahaufnahmen einer einzel­nen A4-Fotokopie eines typogra­fi­schen Musterblattes. Die schon aus großer Entfernung wahrnehm­ba­ren markan­ten schwar­zen Lettern des abgebil­de­ten Alphabetes nehmen die plaka­tive Sprache eines Werbedisplays auf, verwei­gern sich jedoch jegli­cher eindeu­ti­gen Lesbarkeit oder begriff­li­chen Botschaft. Thematisiert werden dagegen das unmit­tel­bare und gegen­wär­tige Erleben schein­bar neben­säch­li­cher Details eines einfa­chen Blattes Papier mit seiner schwarz bedruck­ten und gefal­te­ten Oberfläche unter natür­li­chem Licht. Auch wenn sich der stoische Rhythmus der Bildfolge der Taktung des vorbei­flie­ßen­den Verkehrs anzupas­sen scheint, schafft die kontem­pla­tive Wirkung der Bilder einen schar­fen Kontrast zur Flüchtigkeit des Ortes.

 

 

 

 

69 Ansichten eines Alphabets, 2024, Einzelbildsequenz, 69 sec, © Hannes Norberg /​ VG Bild-Kunst, Bonn

 


 

Thyra Schmidt
Lärm und Staub
25. Juli bis 24. September 2024

Lärm und Staub gibt im Sekundentakt eine Text-Bild-Abfolge wieder: Stop-Motion-Aufnahmen einer Fahrt eines VW-Käfers werden unter­bro­chen von in Silben gesplit­te­ten Worten. Die Bilder sind Videoclips entnom­men, welche bereits 2013 während eines Arbeitsaufenthalts in Brasília aufge­nom­men wurden und die nun die mahnende Botschaft der Wortfragmente in poeti­scher Manier nostal­gisch unter­le­gen. „ZEIT LOS“, „GE TÖN TE SCHEI BEN“, „KEIN BLICK KON TAKT“ lauten Auszüge des Künstlerinnentexts und erwei­sen sich nicht nur als Umweltkritik, sondern auch als Kommentar zur Platzierung des LED-Screens an der Hausfassade auf Sichthöhe der stark vom Autoverkehr genutz­ten Rheinkniebrücke.

 

 

 

 

Lärm und Staub, 2024, Einzelbildsequenz, 42 sec, © Thyra Schmidt /​ VG Bild-Kunst, Bonn