COMFORTERS von Anne Pöhlmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Obschon sich in der analo­gen Fotografie tatsäch­lich ein körper­li­cher (Licht-)Abdruck als physi­sche Reaktion der Leuchtdichte eines Objektes auf der chemi­schen Oberfläche des Bildträgers „abdrückt“, wird diese Körperlichkeit in Anne Pöhlmanns digita­ler Praxis alles andere als obsolet. In ihrer konzep­tu­el­len Auseinandersetzung mit den techni­schen Neuerungen und Möglichkeiten der Fotografie unter­sucht sie deren stetig neu zu verhan­deln­den mecha­nis­ti­schen Abbildungsprinzipien sowie ihr Verhältnis zu einer wie auch immer gearte­ten Materialität.

In Comforters geht Pöhlmann über die zweidi­men­sio­nale Reproduktion hinaus und nimmt sich erneut der digita­len High-Tech-Welt der Bildbearbeitung an, indem sie hochmo­derne Strickmaschinen als „Entwickler“ ihrer Arbeiten nutzt. Dabei geschieht die Generierung digita­ler Bildpunkte über die gezielte Aufschlüsselung von Pixeln und Codes in Raster, Grids – eine Thematik, mit der sich die Künstlerin bereits seit über zehn Jahren beschäftigt.

Durch die vierschrit­tige (Nach-)bearbeitung der meist mit dem Handy festge­hal­te­nen Lebensmomente werden die digita­len Informationen in ein maschi­nen­kom­pa­ti­bles Raster übersetzt. Die Strickmaschine, die – ähnlich wie die Technik des Webens – in ihren Mustern erste Formen des moder­nen Computings reprä­sen­tiert, übernimmt schließ­lich die (Rück-)Übersetzung in menschen­les­bare Bilder. Den Betrachtenden begeg­nen Szenen des Familienglücks, aber auch schein­bar abstrakt anmutende Ansammlungen von Rasterpunkten, gehal­ten in orange-gelben Neontönen.

Die vorge­stell­ten Fotografien und ihre bildlich manifes­tier­ten Momente einer vergan­ge­nen Realität haben mögli­cher­weise nicht nur Spuren auf ihrem Bildträger hinter­las­sen. Ob der Titel der Bildreihe sowie die physi­sche Manifestation der Bilder in dicken Strickdecken an materi­elle „Comforters“ im Sinne wärmen­der Bettdecken oder in ihrer direk­ten Übersetzung an Baby-Schnuller oder andere komfort- und trost­spen­dende Dinge erinnert, Comforters eröff­net eine Bandbreite an Assoziationen und ausge­leg­ten Spuren. Und Spuren sind da, um gelesen zu werden.

Text von Lena Albers

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Serie Comforters, 2022, 15 Motive, recycel­tes Polyester, 8‑fädig gestrickt, jeweils 150 × 105 cm
Ausstellungsansichten: Clages, Köln, 2022 /​ Courtesy die Künstlerin und Galerie Clages