COLLAGE & DOUBLE von Martina Sauter

arm, 2010, 30 x 27 cm

 

 

Martina Sauters Arbeiten gleichen einer Theaterkulisse, deren Akteure nicht nur auf, sondern auch vor und hinter der Bühne agieren. Das Stück, das gespielt wird, handelt von der Medienwelt und ihrem Verhältnis zur Realität. Es handelt von der Wirklichkeit in der Fiktion und der Fiktionalität in der Wirklichkeit und nicht zuletzt davon, die Grenzen zwischen Illusion und Wahrheit zu befragen.

 

 

mug, 2010, 30 x 26 cm

 

 

stove, 2019, 40 x 51 cm

 

 

stove2, 2019, 40 x 51 cm

 

 

Kennzeichnend ist die bildli­che und konzep­tu­elle Verflechtung von Film und Fotografie. Was sich auf den ersten Blick als täuschend echter und einheit­li­cher Illusionsraum offen­bart, entpuppt sich erst bei genaue­rem Hinschauen als hybri­des Konstrukt.

Standbilder von Filmklassikern – meist vom Fernseher abfoto­gra­fiert – werden mit Fotos von selbst­in­sze­nier­ten Settings kombi­niert. Dies sind in der Regel gebaute Raumarchitekturen, welche die Künstlerin kulis­sen­haft aus Holzwänden, dekora­ti­ven Tapeten, Vorhängen, Teppichen und Türen im Atelier insze­niert. In jünge­ren Werken werden die Film-Stills ergänzt mit realen Briefen, Zeitungen und Dokumenten, die durch kaum wahrnehm­bare Einschnitte in den Fotoabzug montiert sind.

 

 

schat­ten, 2018, 25 x 17,5 cm

 

 

x+o, 2018, 33 x 48,5 cm

 

 

Während die Bildästhetik des Film-Stills grob geras­tert und verschwom­men ist, kontras­tie­ren die eigenen Fotografien mit einer augen­fäl­li­gen Bildschärfe. Hinzu kommen feine perspek­ti­vi­sche Unstimmigkeiten und rätsel­hafte Blickachsen, die durch die Montage zweier unter­schied­li­cher Bildquellen entste­hen. Einmal erkannt, wird der Bruch zum Ausgangspunkt einer vielschich­ti­gen Reflexion über filmi­sche Strategien.

 

 

retina 2, 2018, 42 x 53 cm

 

 

daugh­ters secret, 2010, 30 x 24,5 cm

 

 

Bekannte Gesichter wie Grace Kelley, James Steward oder Kim Novak geben Aufschluss über die Quellen der Künstlerin, die sich von Filmen, Thrillern und Kult-Serien bekann­ter Regisseure wie Alfred Hitchcock, Robert Altman und David Lynch, als auch von Aufnahmen in der Tradition des ‚Film noir‘ der 1940er und 1950er Jahre inspi­rie­ren lässt.

 

 

(1‑, 2018, 32,5 x 47,5 cm

 

 

w2rs, 2018, 34 x 46,5 cm

 

 

3 stufen, 2010, 30 x 24 cm

 

 

Das Experimentieren mit verschie­de­nen visuel­len Formen des ‚Suspense‘ – Kameraeinstellung, Beleuchtung und Schnitt – stellt im Wesentlichen die Frage nach der Setzung bzw. dem Verhältnis von Raum und Figur und danach, inwie­weit die Inszenierung des Raumes die Vorstellung der nur flüch­tig anwesen­den Person ergän­zen oder sogar mitbe­stim­men kann.

Astrid Legge

 

 

sheriff, 2011, 30 x 26 cm