PUBLIC SCREEN: GEGENWIND von Anna Sokolova /​ November 2025 bis Januar 2026

LED-Screen am Johannes-Rau-Haus
täglich 5 bis 22 Uhr

Kavalleriestraße 12
40213 Düsseldorf

Seit Juli 2024 bespielt Neue Fotografie die LED-Wand am Johannes-Rau-Haus in Düsseldorf mit wechseln­den künst­le­ri­schen Beiträgen. Thyra Schmidt und Hannes Norberg starte­ten mit eigens für den Screen konzi­pier­ten Arbeiten und laden seitdem weitere Künstlerinnen und Künstler ein, ebenfalls konzep­tu­ell mit dieser Bildfläche im öffent­li­chen Raum umzugehen. 

Mit Dank an Jörg Holtkamp, Referent für audio­vi­su­elle Kommunikation der NRWSPD im Johannes-Rau-Haus.

 


 

Anna Sokolova
GEGENWIND
3. November 2025 – 1. Februar 2026

 

 

Anna Sokolova arbei­tet raum- und kontext­be­zo­gen. Für den Screen am Johannes-Rau-Haus hat sie ihr Video SCHWARZ-WEISS-SCHWARZ. KREISLAUF neu inter­pre­tiert und eine verdich­tete Version davon erstellt.

Schwarz-Weiß-Schwarz bezieht sich auf kein Land, es ist die Flagge der Künstlerin. Sie ist das Ergebnis der Transformation ihres Videos LINEMENT in ein dreidi­men­sio­na­les physi­sches Objekt. Ein Still aus dem Video LINEMENT, in dem sich ein Lichtstreifen auf schwar­zem Hintergrund bewegt, wird zur Schwarz-Weiß-Schwarze Flagge. Anna Sokolova verwen­det diese Flagge 2012 für ihr SCHWARZ-WEISS-SCHWARZ. MANIFEST und hisst sie im Rahmen ihres Vortrags VIDEO-OBJEKT-VIDEO am Fahnenmast des NRW-Forum Düsseldorf.

Im SCHWARZ-WEISS-SCHWARZ. KREISLAUF kehrt das Motiv der Flagge, LINEMENT, in das Medium Video zurück, aber die Bewegung des Streifens hat hier eine andere Natur. Der Wind, der auf der anderen Seite des Bildschirms die treibende Kraft ist, tritt in einen Dialog mit dem ständi­gen Wind auf der Rheinkniebrücke.

Der Wind weht die Flagge, verwan­delt den Streifen in eine Welle und die Flagge selbst in ästhe­ti­sches Material, das in dieser neuen Rolle von der Künstlerin zu einer Manifestationsgeste der eigenen künst­le­ri­schen Autonomie re-ideolo­gi­siert wird.

 


Anna Sokolova, GEGENWIND, 2025, Videosequenz, 90 sec

 


 

Motonori Inagaki 
Atlas
28. Juli – 2. November 2025

 

 
 
 
Mit Zeichnung, Video und Fotografie geht Motonori Inagaki der Beziehung von dokumen­ta­ri­scher Aufzeichnung und persön­li­cher Erinnerung nach und unter­sucht syste­ma­tisch die Wahrnehmbarkeit von Zeit. Für die Präsentation auf dem Screen hat der Künstler eine Variante seiner Videoarbeit Atlas aus dem Jahr 2020 erstellt. Die einein­halb­mi­nü­tige Aufnahme entstand in einem Park in der Nähe seines Studios in Osaka während der Corona-Pandemie, als Reisen sehr einge­schränkt waren. Vor diesem Hintergrund lässt sich Atlas als Weltkarte auch im Sinne eines univer­sel­len Bildes lesen. Die Schwarz-Weiß-Sequenz eines licht­durch­flu­te­ten Weges wird nur durch die herab­fal­len­den Blütenpollen als Bewegtbild erkannt. Seine kontem­pla­tive Wirkung steht im starken Kontrast zum flüch­ti­gen Straßenverkehr am Johannes-Rau-Haus.
 

 


Motonori Inagaki, Atlas, 2020 + 2025, Videosequenz, 90 sec

 


 

LOOP der letzten Staffel

Zum Abschluss der ersten Staffel werden alle bisher erschie­ne­nen Künstler*innenbeiträge an einem Abend durch­gän­gig im Loop gezeigt:

Freitag, 25. Juli 2025, 18 – 22 Uhr
18 Uhr Begrüßung und Einführung im Foyer des Johannes-Rau-Haus, Kavalleriestraße 12, 40213 Düsseldorf

Programm
Thyra Schmidt Lärm und Staub
Hannes Norberg 69 Ansichten eines Alphabets
Katja Stuke Trees in Ukraine
Dagmar KelleAuge_​Blick
Josef Schulz Sign Out
Ralf Werner Phantom Monument

 


 

Ralf Werner
Phantom Monument
26. Mai bis 25. Juli 2025

Phantom Monument changiert bestän­dig zwischen Erscheinen und Verschwinden, zwischen Rekonstruktion und Auflösung einer verlo­re­nen Gestalt. Die Arbeit basiert auf histo­ri­schen Aufnahmen eines 1922 errich­te­ten Denkmals von Walter Gropius, das 1936 durch die Nationalsozialisten zerstört wurde. 

 

 

Phantom Monument, 2021 + 2025, Videosequenz, 90 sec, © Ralf Werner /​ VG Bild-Kunst, Bonn

 


 

Josef Schulz
Sign Out
25. März bis 25. Mai 2025


Sign Out
lautet der Titel und beschreibt die Serie treffend, denn Josef Schulz widmet sein Interesse diesmal der varian­ten­rei­chen Fülle von Werbeschildern – wie sie an besag­ten Orten vorkom­men – fotogra­fiert auf Reisen durch die USA. Diese markan­ten Leuchtkörper bilden in Natura eine zweite Ebene oberhalb der angesie­del­ten Architektur und verwei­sen auf deren jewei­lige Spezifikation. Sie sind Träger von Textbotschaften und dienen einzig dem Hinweis und der Verführung.

Genau hier greift Josef Schulz ein, befreit die Schilder mittels digita­ler Manipulation von ihrer „Bezeichnung«, somit von der Funktion; er kappt die Kommunikation, sign out. Das ursprüng­li­che Gebilde aus „form and function“ ist nun reduziert auf die reine Form, wandelt sich somit zum skulp­tu­ra­len künst­le­ri­schen Objekt. Diesen Eindruck bestärkt der Künstler durch die minutiöse Bearbeitung am Computer mit dem Fokus auf die Hervorhebung von Form, Farben und Glanz bzw. Mattigkeit. Es entste­hen autonome räumli­che Körper, an denen keiner­lei Kratzer, Defekte oder andere Spuren sicht­bar sind, schein­bar zeitlos, künst­lich. Neben ihren starken ästhe­ti­schen Reizen haben diese neuen Fotografien auch einen absur­den Moment. In ihrer Funktionslosigkeit wirken sie fast comic­ar­tig; als leere Sprech- oder Denkblasen hinter­fra­gen sie ihre Umgebung, erzäh­len von der Austauschbarkeit von Wünschen und reflek­tie­ren die Mechanismen des eigenen Begehrens.

Text: Julia Beisler

 

 

Abbildungen © Josef Schulz /​ VG Bild-Kunst, Bonn

 


 

Dagmar Keller
Auge_​Blick
27. Januar bis 23. März 2025

Auge_​Blick ist Teil der bereits 2021 begon­ne­nen Werkgruppe Characters von Dagmar Keller, die das Medium Fotografie mit den Mitteln der 3D-Animation reflek­tiert. Die Arbeit setzt sich mit dem Phänomen des Sehens im Spannungsfeld von Realität und Simulation, Intimität und Entfremdung auseinander.

Wir sehen ein mensch­li­ches Auge in Nahaufnahme. Die Pupille, die Wimpern, die immer wieder blinzeln­den Lider. Lichtpunkte und Schatten. Dieses Auge ist ebenso perfekt wie unheim­lich. Unheimlich, weil beim genauen Betrachten subtile Abweichungen zu einem realen Auge auffal­len. Das Auge scheint wie aus einer „Blackbox“ heraus etwas zu beobach­ten, was sich jenseits dieses dunklen Raumes befin­det. Unsere Blicke kreuzen sich nicht. Und auch dies löst Unbehagen aus. Wir sind nicht als Teilnehmer*innen eines Blickdialogs angespro­chen, sondern werden auf uns selbst zurückgeworfen.

 

 

 


Auge_​Blick, 2024, 3D-Animation, 4:3, 60 sec© Dagmar Keller /​ VG Bild-Kunst, Bonn

 


 

Katja Stuke
Trees in Ukraine
2. Dezember 2024 bis 26. Januar 2025

Jeden Tag schlechte Nachrichten aus/​über die Ukraine. Immer noch. Jeden Tag ein neuer Name eines Dorfes, einer Stadt oder eines Ortes in der Ukraine. Jeden Tag ein Screenshot-Foto von einem Baum in dieser Stadt. Ein Baum, an dem man sich einen Moment lang festhal­ten kann. Ein Baum als Erinnerung. Ein Baum als Zeuge. Ein Baum als Metapher für die Zeit.

Seit dem aller­ers­ten Tag des Ukraine-Krieges macht Katja Stuke fast täglich ein Foto von einem Baum an einem Ort, der direkt vom Krieg betrof­fen ist. Jeden einzel­nen Baum versteht sie dabei als Zeugen des Geschehens. Sie selbst war nie persön­lich vor Ort. Für ihre Fotografien nutzt sie Online-Angebote wie z.B. Google Street View. Dabei versucht sie zum einen, beson­dere indivi­du­elle Bäume zu finden, und zum anderen, Fotografien herzu­stel­len, die – auch wenn sie am Rechner quasi aus der Ferne entstan­den sind – den Regeln der Landschafts- oder Dokumentarfotografie folgen.

 

 

 


Katja Stuke, Trees in Ukraine, seit Februar 2022, Auswahl von 14 Fotografien

 


 

Hannes Norberg
69 Ansichten eines Alphabets
25. September bis 1. Dezember 2024

Die Arbeit zeigt eine Abfolge von 69 Nahaufnahmen einer einzel­nen A4-Fotokopie eines typogra­fi­schen Musterblattes. Die schon aus großer Entfernung wahrnehm­ba­ren markan­ten schwar­zen Lettern des abgebil­de­ten Alphabetes nehmen die plaka­tive Sprache eines Werbedisplays auf, verwei­gern sich jedoch jegli­cher eindeu­ti­gen Lesbarkeit oder begriff­li­chen Botschaft. Thematisiert werden dagegen das unmit­tel­bare und gegen­wär­tige Erleben schein­bar neben­säch­li­cher Details eines einfa­chen Blattes Papier mit seiner schwarz bedruck­ten und gefal­te­ten Oberfläche unter natür­li­chem Licht. Auch wenn sich der stoische Rhythmus der Bildfolge der Taktung des vorbei­flie­ßen­den Verkehrs anzupas­sen scheint, schafft die kontem­pla­tive Wirkung der Bilder einen schar­fen Kontrast zur Flüchtigkeit des Ortes.

 

 

 

69 Ansichten eines Alphabets, 2024, Einzelbildsequenz, 69 sec, © Hannes Norberg /​ VG Bild-Kunst, Bonn

 


 

Thyra Schmidt
Lärm und Staub
25. Juli bis 24. September 2024

Lärm und Staub gibt im Sekundentakt eine Text-Bild-Abfolge wieder: Stop-Motion-Aufnahmen einer Fahrt eines VW-Käfers werden unter­bro­chen von in Silben gesplit­te­ten Worten. Die Bilder sind Videoclips entnom­men, welche bereits 2013 während eines Arbeitsaufenthalts in Brasília aufge­nom­men wurden und die nun die mahnende Botschaft der Wortfragmente in poeti­scher Manier nostal­gisch unter­le­gen. „ZEIT LOS“, „GE TÖN TE SCHEI BEN“, „KEIN BLICK KON TAKT“ lauten Auszüge des Künstlerinnentexts und erwei­sen sich nicht nur als Umweltkritik, sondern auch als Kommentar zur Platzierung des LED-Screens an der Hausfassade auf Sichthöhe der stark vom Autoverkehr genutz­ten Rheinkniebrücke.

 

 

 

 

Lärm und Staub, 2024, Einzelbildsequenz, 42 sec, © Thyra Schmidt /​ VG Bild-Kunst, Bonn