Seit vielen Jahren unternehme ich fotografische Reisen auf der Suche nach landwirtschaftlich genutzten Flächen, die im privaten Rahmen dem Obst- und Gemüseanbau dienen. An diesen meist nur wenige Hektar großen Flächen fasziniert mich die manuelle Umgestaltung der natürlichen Gegebenheiten, deren Kleinteiligkeit oft einhergeht mit großem optischem Reichtum. Beete müssen angepasst an das räumliche Gefüge angelegt werden, Pflanzen brauchen Konstrukte wie Rankhilfen oder Umhüllungen als Schutz vor Witterung um zu gedeihen. Komposthaufen benötigen Einfassungen. Sofern keine Wasserleitung verfügbar ist, wird mit improvisierten Bewässerungssystemen gearbeitet. Und auch die Gärtner brauchen Unterstände und Schuppen zur Aufbewahrung ihrer Geräte. Wenn diese Konstruktionen handwerklich im Eigenbau mit einfachsten Mitteln und unter Zuhilfenahme gebrauchter Baustoffe und Materialien entstehen, ergeben sich Bilder, die in unserer perfekt organisierten industrialisierten Welt auffallen, weil sie selten geworden sind. Sie erzählen in einer geradezu irritierenden Zeitlosigkeit von der mühsamen, jahrhundertealten Kultur des Ackerbaus.
Die hier gezeigten, bisher unveröffentlichten Aufnahmen entstanden zwischen 1986 und 2009 in Deutschland und in Frankreich, zumeist in den Außenbezirken größerer Städte.In Deutschland trifft der planungsrechtliche Begriff »Grabeland« auf die meisten der fotografierten Flächen zu. Die angelsächsische Entsprechung »Victory Garden« geht zurück auf die in den Weltkriegen propagierte Selbstversorgung zur moralischen Unterstützung der Bevölkerung, auch im Kampf gegen Hitler-Deutschland.In unserer Zeit brauchen wir dagegen eher einen Sieg über unsere maßlosen Konsumbedürfnisse, um unser Klima und somit unsere Lebensbedingungen auf der Erde zu erhalten. Meine Hoffnung ist, dass diese Gärten einen Weg dorthin weisen können.
Unbestellte Beete, Neuss-Uedesheim 1989
Baum mit gestapelten Stangen, Avenwedde 1990
Spalierobst auf umgegrabenem Land, Dijon 2009
Treibhaus mit Folie und Glastür. Dillingen 2004
Stangenkonstruktion, Duisburg 1990
Wellblechhütte mit Ofenrohr, Dep. Seine-et-Marne 2006
Pfirsichbaum am Bahndamm, Argenteuil 2006
Gewächshaus aus ausrangierten Fenstern, Krefeld-Fischeln 1991
Gemüsebeete an den Gleisen, Oberhausen 1998
Geräteschuppen aus lackierten Brettern, Paris 2005
Hütte mit Weinreben, Artischocken und Paprika, Belfort 2004
Auslauf für die Hühner, Liedberg 2003
For many years, I have been on photographic journeys in search of agricultural areas that are used privately for growing fruit and vegetables. What fascinates me about these areas, which are usually only a few hectares in size, is the manual transformation of the natural conditions, whose small-scale nature often goes hand in hand with great visual richness. Beds must be adapted to the spatial structure, plants need supports such as climbing aids or wraps to protect them from the weather in order to thrive. Compost piles need borders. Unless piped water is available, improvised irrigation systems must be used. Gardeners also need shelters and sheds to store their tools. When these constructions are built by hand with the simplest of means and with the help of used building materials, they create images that are striking in our perfectly organized industrialized world because they have become rare. With an almost irritating timelessness, they tell of the laborious, centuries-old culture of agriculture.
The previously unpublished photographs shown here were taken between 1986 and 2009 in Germany and France, mostly in the outskirts of larger cities. In Germany, the planning law term »Grabeland« applies to most of the photographed areas. The Anglo-Saxon equivalent »Victory Garden« goes back to the self-sufficiency propagated during the World Wars for the moral support of the population, also in the fight against Hitler’s Germany. In our time, however, we need a victory over our excessive consumer needs in order to preserve our climate and thus our living conditions on earth. My hope is that these gardens can point the way.
Seit vielen Jahren unternehme ich fotografische Reisen auf der Suche nach landwirtschaftlich genutzten Flächen, die im privaten Rahmen dem Obst- und Gemüseanbau dienen. An diesen meist nur wenige Hektar großen Flächen fasziniert mich die manuelle Umgestaltung der natürlichen Gegebenheiten, deren Kleinteiligkeit oft einhergeht mit großem optischem Reichtum. Beete müssen angepasst an das räumliche Gefüge angelegt werden, Pflanzen brauchen Konstrukte wie Rankhilfen oder Umhüllungen als Schutz vor Witterung um zu gedeihen. Komposthaufen benötigen Einfassungen. Sofern keine Wasserleitung verfügbar ist, wird mit improvisierten Bewässerungssystemen gearbeitet. Und auch die Gärtner brauchen Unterstände und Schuppen zur Aufbewahrung ihrer Geräte. Wenn diese Konstruktionen handwerklich im Eigenbau mit einfachsten Mitteln und unter Zuhilfenahme gebrauchter Baustoffe und Materialien entstehen, ergeben sich Bilder, die in unserer perfekt organisierten industrialisierten Welt auffallen, weil sie selten geworden sind. Sie erzählen in einer geradezu irritierenden Zeitlosigkeit von der mühsamen, jahrhundertealten Kultur des Ackerbaus.
Die hier gezeigten, bisher unveröffentlichten Aufnahmen entstanden zwischen 1986 und 2009 in Deutschland und in Frankreich, zumeist in den Außenbezirken größerer Städte. In Deutschland trifft der planungsrechtliche Begriff »Grabeland« auf die meisten der fotografierten Flächen zu. Die angelsächsische Entsprechung »Victory Garden« geht zurück auf die in den Weltkriegen propagierte Selbstversorgung zur moralischen Unterstützung der Bevölkerung, auch im Kampf gegen Hitler-Deutschland. In unserer Zeit brauchen wir dagegen eher einen Sieg über unsere maßlosen Konsumbedürfnisse, um unser Klima und somit unsere Lebensbedingungen auf der Erde zu erhalten. Meine Hoffnung ist, dass diese Gärten einen Weg dorthin weisen können.
Unbestellte Beete, Neuss-Uedesheim 1989
Baum mit gestapelten Stangen, Avenwedde 1990
Spalierobst auf umgegrabenem Land, Dijon 2009
Treibhaus mit Folie und Glastür. Dillingen 2004
Stangenkonstruktion, Duisburg 1990
Wellblechhütte mit Ofenrohr, Dep. Seine-et-Marne 2006
Pfirsichbaum am Bahndamm, Argenteuil 2006
Gewächshaus aus ausrangierten Fenstern, Krefeld-Fischeln 1991
Gemüsebeete an den Gleisen, Oberhausen 1998
Geräteschuppen aus lackierten Brettern, Paris 2005
Überrankte Hütte (Klettertrompete), Thionville 2009
Kleiner grüner Geräteschuppen, Cravanche 2004
Grabeland, Cravanche 2004
Eingesätes Beet, Gonesse 2006
Jardin familiale, Cravanche 2004
Wirsing, Belfort 2004
Hütte mit Weinreben, Artischocken und Paprika, Belfort 2004
Auslauf für die Hühner, Liedberg 2003
For many years, I have been on photographic journeys in search of agricultural areas that are used privately for growing fruit and vegetables. What fascinates me about these areas, which are usually only a few hectares in size, is the manual transformation of the natural conditions, whose small-scale nature often goes hand in hand with great visual richness. Beds must be adapted to the spatial structure, plants need supports such as climbing aids or wraps to protect them from the weather in order to thrive. Compost piles need borders. Unless piped water is available, improvised irrigation systems must be used. Gardeners also need shelters and sheds to store their tools. When these constructions are built by hand with the simplest of means and with the help of used building materials, they create images that are striking in our perfectly organized industrialized world because they have become rare. With an almost irritating timelessness, they tell of the laborious, centuries-old culture of agriculture.
The previously unpublished photographs shown here were taken between 1986 and 2009 in Germany and France, mostly in the outskirts of larger cities. In Germany, the planning law term »Grabeland« applies to most of the photographed areas. The Anglo-Saxon equivalent »Victory Garden« goes back to the self-sufficiency propagated during the World Wars for the moral support of the population, also in the fight against Hitler’s Germany. In our time, however, we need a victory over our excessive consumer needs in order to preserve our climate and thus our living conditions on earth. My hope is that these gardens can point the way.